Samstag, 29. Oktober 2022
Tag der Drohnen im OecherLab
Am 29.10.2022 drehte sich im OecherLab einen Tag lang alles um die Drohne – oder um unbemannte Flugsysteme (UAS), um genau zu sein.
Denn unter Drohne versteht man in der Regel eher die klassischen Quadrocoptern, welche wir mit Kameras ausgestattet vor allem aus dem Hobby- oder Filmbereich kennen. Die Systeme sind aber deutlich vielfältiger als es die meisten vielleicht auf den ersten Blick denken würden. Neben den bekannten Quadrocoptern, gibt es Systeme, die in der Luft gleiten und dadurch in der Lärmemission weniger auffällig sind. Die meisten Flugsysteme starten senkrecht, was natürlich einen immensen Platzvorteil bei Start und Landung mit sich bringt. Es gibt allerdings auch Systeme, die weiterhin Start- und Landebahn benötigen. Was all den Systemen gemeinsam ist, ist dass sie unbemannt sind – sie fliegen also ferngesteuert oder (wie es in der kommerziellen Anwendung Ziel ist) hochautomatisiert.
Auch der Luftraum, der von unbemannten Systemen beansprucht wird, ist ein anderer als der klassische Luftraum von Flugzeugen: UAS fliegen in der Regel in einem bodennahen Luftraum, weshalb die geographischen Gegebenheiten, vor allem die in urbanen Räumen, den Luftraum mit strukturieren. Fragen, die es hier immer noch zu klären gibt sind, wo genau geflogen werden darf, welche Zonen gesperrt werden, wie die Kommunikation mit der bemannten Luftfahrt (meist Helikopter und kleine Flugzeuge) erfolgt usw. Die UAS identifizieren sich mit Hilfe einer SIM-Karte und können sich somit auch gegenseitig erkennen. Zielrichtung ist deshalb auch ein hochautomatisierter Luftraum, denn nur der Mix mit bemannter und automatisierter Luftfahrt, erhöht die Herausforderungen in der Luft schon immens. In Lufträumen, in denen nur unbemannte und hochautomatisierte UAS fliegen, ist das Risiko von Unfällen oder unerlaubten Eingriffen deutlich geringer, da hier abgeschlossene Systeme geschaffen werden können.
Die Bodengegebenheiten betreffend, zeigt sich natürlich, dass die Bevölkerung in einer ganz neuen Art und Weise von so einem Flugverkehr betroffen wäre und somit auch beteiligt werden muss.
Ausstellung Aachener Urban-Air-Mobility-Projekte
Von 9 bis 17 Uhr hatten Besucher*innen die Möglichkeit in einer Ausstellung die Vielfältigkeit der Möglichkeiten der Urban Air Mobility kennenzulernen:
Das Forschungsprojekt SkyCab stellte sich mit einem ganzheitlichen Flugtaxikonzept vor. Hier wird und wurde untersucht, wie ein Ökosystem von Flugtaxis in der Region aussehen, wie so ein Gerät aufgebaut sein könnte und welchen Komfort es bedürfe. Auch mögliche Mobilitätskonzepte und Routen wurden erforscht und die Crashsicherheit des UAS untersucht. Bei diesem Projekt ging es weniger darum, ein Flugtaxi zu entwerfen und in die Luft zu bringen, sondern vielmehr, alle Eventualitäten rund um so ein System schon einmal durchgespielt zu haben. Dadurch verspricht man sich Antworten auf Bedarf, Möglichkeiten, Barrieren und Voraussetzungen für solche Systeme. Wenn eines Tages die Zeit für Flugtaxis in der Region gekommen sein sollte, hätte man so schon einige Antworten in petto.
Auch dabei war die studentische Initiative „Aachen Drone Development Initiative“ – kurz ADDI. Sie haben eine Drohne mitgebracht, die sie selbst mit Waldbrandsensorik ausgestattet haben. Als Gewinner so einiger Wettbewerbe zeigte ADDI nicht nur, dass es auch niederschwelligen Zugang für Technikbegeisterte gibt, sondern, dass es auch mit vergleichbar einfachen Mitteln möglich ist, solche Flugsysteme zum Wohle aller einzusetzen.
Mit einer VR-Simulation war das erfolgreich abgeschlossene Forschungsprojekt Virtual Disaster vertreten. In diesem Projekt wurde eine Drohne mit 3D-Kamera ausgestattet und an Orten mit Großschadensereignissen erprobt. Mit Hilfe eines VR-Headsets konnten Einsatzkräfte sich ein Bild von der Einsatzstelle aus der Luft machen. So können die Ressourcen der Rettungskräfte in einer am Boden unübersichtlichen Lage aus der Luft besser koordiniert werden. Das VR-System konnten Besucher*innen austesten und sich ein Bild davon machen, wie Rettungskräfte bei solchen Unglückslagen unterstützt werden können.
Das Forschungsprojekt URAF stellte sich mit einem Modell einer Schwerlastdrohne vor. In diesem Projekt wurde der Einsatz von Drohnen für den Transport der sogenannten letzten Meile erforscht. Können wir in Zukunft unbemannte Systeme einsetzen, um Waren vom Cargo-Flughafen in die Städte zu transportieren? Könnten wir so den überbordenden LKW-Verkehr entspannen? Wie müsste so ein System aussehen und welche Bedingungen müssten erfüllt werden? Da bei größeren Systemen, die eine große Last tragen können müssen, auch die Lärmemission eine deutlich erhöhte ist, sind nicht zuletzt auch Fragen der Partizipation zu integrieren. Dafür hat das Projekt eine Umfrage integriert, die die Besucher*innen beantworten konnten, um mehr Licht in die Akzeptanz eines solchen Ansatzes bringen zu können.
Last but not least war natürlich auch das einladende Projekt GrenzFlug+ vetreten. Hier wird das System TW Neo vom Start-Up FlyXDrive genutzt. Dieses System ist ein sogenanntes „tilt-wing“-System, bei welchem die Flügel bei Start und Landung vertikal in die Höhe stehen, die darauf angebrachten Rotoren tragen das System in die Luft. Sobald die Flughöhe erreicht ist, kippen die Flügel horizontal um, wodurch die Rotoren durch den Luftdruck selbstständig einklappen. Ab hier gleitet das System, angetrieben durch einen einzigen Rotor am Heck, fast lautlos durch die Luft. In GrenzFlug+ soll der TW Neo eingesetzt werden, um die grenzüberschreitende Kooperation EMRIC der Feuerwehren zwischen Deutschland, Niederlande und Belgien bei Such- und Rettungsmissionen zu unterstützen. Dazu wird das Flugsystem mit Kamera und Sensorik zur Abtastung und Erkennung des Bodens (zum Beispiel auffällige Erhebungen oder Wärmesignaturen) ausgestattet.
Das gleiche Flugsystem wird in dem Forschungsprojekt EULE genutzt, weshalb wir dieses gleich mitvorstellen konnten. Hier sollen Krankenhäuser, Labore und pharmazeutische Hersteller des Rheinischen Reviers vernetzt werden. Durch den Einsatz unbemannter Flugsysteme könnten Proben schon während der OP ins Labor geflogen und ausgewertet werden. Aber auch der Transport von zum Beispiel Hornhäuten oder anderen organischen Substanzen wird untersucht, da so der aktuell teils sehr ineffiziente Transport medizinischer Güter schneller, effektiver und unabhängiger werden könnte.
Viel Gewusel im Lab – Drohnen-AGs bringen Spaß beim Lernen technischer Hintergünde
Highlight des Tages waren allerdings die Drohnen-AGs für kleine und große Kinder. Vormittags und nachmittags durften die Teilnehmer etwas über Arten und Einsatz von Drohnen lernen und auch die technischen Hintergründe näher betrachten. Richtig wuselig wurde es, als die Teilnehmer dann auch praktisch anpacken konnten: In Zweierteams wurde jeweils ein kleiner Quadrocopter programmiert und durch einen selbstgesteckten Parkour durchs OecherLab geflogen. Mit viel Spiel und Spaß konnten alle dazulernen und das Gelernte anschließend in der Ausstellung vertiefen.
Das Team von GrenzFlug+, die Aussteller*innen sowie Leiter*innen der Drohnen-AGs hatten viel Spaß an diesem Tag und freuen sich über das rege Interesse an der Urban Air Mobility.
Spannend, was Aachen hier alles zu bieten hat!
***Rechts finden Sie übrigens einen kleinen Radiobeitrag von AntenneAC, welcher im Kontext der Veranstaltung ausgestrahlt wurde***